Der Dethlinger Teich bei Munster, eine ehem. Abbaugrube für Kieselgur, wurde während des 2. Weltkrieges und in den Jahren danach mit chemischen Kampfstoffen verfüllt. Diese Rüstungsaltlast soll nun nach sorgfältiger Planung (M&P Ingenieurgesellschaft mbH) und basierend auf der im Jahr 2019 durchgeführten Testöffnung, saniert werden. Im Herbst 2019 wurden im Zuge der Testöffnung in 120 m³ Aushub insgesamt 2.552 Kampfstoffgranaten gefunden. Das Expertenteam (M&P, Prof. Burmeier Gesellschaft, der Heidekreis und die GEKA) gehen bei einem Volumen des Dethlinger Teichs von 30.000 m³ von ca. 30.000 Stück zu bergende Kampfmunition aus. Bevor der Teich geöffnet werden kann, muss das Grundwasser stufenweise abgesenkt werden, damit die anschließende Kampfmittelsanierung im Trockenem stattfinden kann. Durch den jahrzehntelangen Kontakt des Grundwassers mit zum Teil undichter Kampfstoffmunition, wurde dieses mit chemischen Kampfstoffen, giftigen Abbauprodukten und Schwermetallen wie beispielsweise Arsen erheblich verunreinigt.
Die Grube soll zukünftig von einer 20 m tiefen Spundwand umschlossen werden, damit kein Grundwasser von außerhalb des Teiches nachfließen kann. Das belastete Grundwasser soll über drei Förderbrunnen im Einzugsbereich des Teiches abgepumpt und in einer mehrstufigen Behandlungsanlage der Fa. Züblin Umwelttechnik gemäß den behördlichen Vorgaben gereinigt, so dass es außerhalb des Dethlinger Teichs wiederversickert werden darf.
Im Zuge des mehrstufigem Reinigungsverfahren wird das Grundwasser zunächst neutralisiert, in dem der hohe pH-Wert bis in den Neutralbereich abgesenkt wird. Gleichzeitig werden gelöste und oxidierbare Verbindungen in abfiltrierbare Feststoffe überführt, so dass diese im nachfolgenden Kiesfilter aus dem Wasser entfernt werden können. Die weitergehende Abreinigung der anorganischen Arsenverbindungen und anderer Schwermetalle erfolgt mit Hilfe eines speziellen Filtergranulats. Anschließend folgen zwei große Wasseraktivkohlefilter. Diese bilden die Hauptreinigungsstufe für die gelösten organischen Schadstoffe, die mittels physikalischer Adsorptionskräfte gebunden werden. Als letzte Behandlungsstufe folgen zwei Ionenaustauscher zur Entfernung von Restkonzentrationen. Eine 15 x 24 m große Fertigteilhalle schützt die Anlage vor Witterungseinflüssen.
Der Betrieb der Grundwassereinigungsanlage läuft vollautomatisch ab. Die Anlage ist mit einer speicherprogrammierbaren-Steuerung, einem Datenerfassungssystem und einem Visualisierungssystem ausgestattet. Sowohl von der Anlage als auch von extern kann über eine geschützte Datenverbindung in den Betrieb eingegriffen werden. Zudem ist die Anlage mit einer Meldeeinrichtung ausgestattet, so dass bei einer eventuellen Störung die Beteiligten unmittelbar informiert werden, so dass sofort geeignete Maßnahmen eingeleitet werden.
Die Grundwasserreinigung und die -absenkung sind mindestens für die nächsten fünf Jahre vorgesehen. Die Fremdüberwachung der Grundwasserreinigungsanlage wird in den nächsten Jahren während der eigentlichen Kampfmittelsanierung durch die M&P Ingenieurgesellschaft mbH durchgeführt.
Der niedersächsische Umweltminister Olaf Lies, Munsters Bürgermeister Ulf-Marcus Grube und Landrat Jens Grote haben am 11.05.2022 mit einem gemeinsamen Knopfdruck die Grundwasserreinigungsanlage in Betrieb genommen. Zuvor wurden an diesem Termin das Sanierungskonzept als auch die Anlage von der M&P Ingenieurgesellschaft mbH gemeinsam mit der Züblin Umwelttechnik vor der Presse, den weiteren Beteiligten und Behördenvertretern vorgestellt.
Presse:
BZ_2022-05-12-Die Altlasten geht es bald an den Kragen
(Quelle: Böhme Zeitung)
WZ_2022-05-13 – Dethlinger Teich – Grundwasserreinigungsanlage
(Quelle: Walsroder Zeitung)
https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/niedersachsen_1800/Niedersachsen-1800,ndsmag46608.html
(Quelle: NDR) ab Minute 12:40
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