Im historischen Duisburger Innenhafen befindet sich heute mit dem Landesarchiv NRW (Abteilung Rheinland) das größte Archivgebäude Deutschlands. Doch es ist nicht nur durch seine Lage direkt am Wasser und den 76 Meter hohen Archivturm imposant. Es ist zugleich ein beeindruckendes Zeugnis für die gelungene Umnutzung historischer Bausubstanz und eine sensible, die Geschichte eines Ortes berücksichtigende Stadtentwicklung. Das heutige Archiv befindet sich im früheren Speicher der Rheinisch-Westfälischen Speditions-Gesellschaft und wurde im Jahr 2006 unter Denkmalschutz gestellt, weil er einer der letzten Getreidespeicher im Duisburger Innenhafen ist und zugleich eines der letzten Zeugnisse der Architektur von Großspeichern der 1930er Jahre überhaupt. Zudem ist er eines der wenigen erhaltenen historischen Gebäude der von den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs schwer gezeichneten Duisburger Innenstadt.
Im Rahmen des Umbaus des ehemaligen Getreidespeichers wurde ein wellenförmiger, 160 Meter langer Trakt angebaut, der heute u. a. den Lesesaal des Archivs sowie Büroräume beherbergt und Historie und anspruchsvolle, moderne Architektur auf das Beste verbindet. Bei der Sanierung des Speichers wurde die durch Ruß verwitterte Backsteinfassade weitestgehend erhalten, lediglich die zuvor vorhandenen kleinen Fenster wurden zugemauert, um das Archivmaterial vor Tageslicht zu schützen. Der moderne Neubau fügt sich dank eines passenden Farbanstrichs perfekt an.
Der Anlass für die von M&P Hannover durchgeführte Reise in das Landesarchiv NRW war die Recherche zu historischen Luftbildern. Ziel war es, für einen Auftraggeber anhand des Luftbildmaterials die historische Nutzung eines Grundstücks zu rekonstruieren, um das Risiko möglicher Altlasten – die eine Sanierung erfordern könnten – besser beurteilen zu können. So war die Reise im doppelten Sinne ein Beispiel dafür, welche Möglichkeiten sich eröffnen, wenn die Kenntnisse aus der Vergangenheit für die Gestaltung der Zukunft herangezogen werden.