Die Interpretation von Sprengbombentrichtern stellt einen wesentlichen Teil der Luftbildauswertung zur Kampfmittelvorerkundung dar. Wie gut diese Objekte zu erkennen sind, hängt in erster Linie von der Qualität und vom Maßstab des verfügbaren Luftbildmaterials ab. Sind beide Faktoren günstig, ist eine Identifizierung von Sprengbombentrichtern anhand ihrer Ausprägung (Auswurfmaterial, Hohlform) i.d.R. gut möglich. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn die Bombardierung zeitnah vor Aufnahme des Luftbildes erfolgt ist und die Trichter im Zeitraum zwischen Abwurf und Luftbildaufnahme nicht bereits wieder verfüllt wurden. Ältere Sprengbombentrichter, die teilweise oder vollständig verfüllt wurden, sind dagegen häufig nur noch als runde, flache Objekte mit unscharfem Rand in Kriegsluftbildern zu erkennen (Beispiel s. Abb. 1). Eine Identifizierung als Bombentrichter ist oft nicht mehr zweifelsfrei möglich, zumal derart gestaltete Objekte auch auf nicht militärische Sachverhalte zurückzuführen sein können.
In forstwirtschaftlich genutzten Bereichen ist es der Lochhieb (kreisförmige Rodungen zur Verjüngung des Waldbestandes), der luftbildsichtig Strukturen erzeugt, die – insbesondere wenn sie klein und unregelmäßig ausfallen – leicht mit „gealterten“ Sprengbombentrichtern verwechselt werden können (Beispiel s. Abb. 3).
Weitere – wenn auch weniger häufig auftretende – Objekte, die Verwechslungspotential mit älteren/überprägten Sprengbombentrichtern beinhalten, sind z.B. kreisförmige Feldbewässerungen oder alte Hügelgräber. In beiden Fällen sind flache, kreisförmige Bodenstrukturen im Luftbild zu sehen, die eine deutliche Ähnlichkeit mit verfüllten Sprengbombentrichtern aufweisen können (Beispiel s. Abb. 4).
Ein weiteres wichtiges Interpretationsmerkmal bei der Luftbildauswertung zur Erfassung von Sprengbombentrichtern ist die geometrische Anordnung der jeweiligen Einzelobjekte. So können gewisse Verteilungsmuster einen starken Hinweis darauf geben, dass Bildinhalte, die hinsichtlich Form und Größe typische Merkmale von Bombentrichtern besitzen, auf einen anderen Ursprung als Bombenabwürfe zurückzuführen sind.
Um bei der Erfassung von Sprengbombentrichtern eine Verwechselung mit Bildmerkmalen zivilen Ursprungs zu vermeiden, ist es notwendig, Luftbilder mehrere Zeitschnitte zu beschaffen, um einen multitemporalen Abgleich der Nutzungen an der betreffenden Stelle vornehmen zu können. Nur so ist die Voraussetzung für eine möglichst zuverlässige Objektansprache gegeben; die Gefahr von Fehlinterpretationen wird minimiert. Eine monotemporale Luftbildauswertung mit Betrachtung eines einzigen Luftbildzeitschnitts erhöht die Wahrscheinlichkeit von Fehlinterpretationen erheblich und ist als fachlich nicht sinnvoll zu bewerten. Voraussetzung ist in diesem Zusammenhang die Verfügbarkeit des entsprechenden Bildmaterials in den einschlägigen Archiven.